
Finanzierung für Hosentaschen-PCR aus Köln
Ob der PCR-Test dann wirklich in eine Hosentasche passt, das ist wohl noch die Frage. Doch für einige Investoren ist der tragbare und in allen Weltregionen einsetzbare schnelle Diagnostik-Test der Kölner Detechgene überzeugend genug, um die Seed-Finanzierung mit 3,3 Mio. Euro zu ermöglichen. Die Gründerszene in Köln hat damit ein neues Vorzeigeprojekt.
Das Kölner Start-up Detechgene GmbH hat eine Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 3,3 Mio. Euro abgeschlossen. Lead-Investor ist neoteq ventures, weitere Kapitalgeber sind unter anderem die NRW.Bank, Aquarius Invest, Meerkat Holding, Campus Capital sowie mehrere Business Angels.
Das 2021/2022 gegründete Unternehmen entwickelt ein molekulardiagnostisches System, das die Zuverlässigkeit von PCR-Tests mit der Handhabung klassischer Antigen-Schnelltests verbindet. Ziel ist ein kompaktes Gerät, das Krankheitserreger wie Viren, Bakterien oder Pilze in weniger als 30 Minuten identifizieren kann, unabhängig von der Laborinfrastruktur. Damit soll die Diagnostik auch in Arztpraxen, strukturschwachen Regionen oder Ländern mit eingeschränkter Gesundheitsversorgung möglich werden – ein PCR-Test für die Hosentasche.
Solche Ideen gab es schon häufiger. So wurde in den Pandemiezeiten händeringend nach dem schnellen, einfachen, aber genauen Infektionstest ohne großen Laborbedarf gesucht. Viele Unternehmen forschten an Lösungen und entwickelten Prototypen. Doch der durchschlagende Markterfolg einer echten „Hosentaschen-Lösung“ war keinem dieser Ansätze beschieden. Der Gang zu einem Testzentrum und das Warten auf ein „negativ“, um dann Einlass ins Sportzentrum oder zu einer Kulturveranstaltung zu erhalten, mag manchem Leser noch in Erinnerung sein. Doch was war eigentlich in der Zeitspanne vom Test bis zum gewünschten Veranstaltungsbesuch mit der Möglichkeit einer neuen Infektion oder dem falschen Wiegen in Sicherheit beim Erhalt des negativen Testergebnisses?
Während sich für Corona mit den Selbsttests oder dem Gang zum PCR-fähigen Testlabor hierzulande eine geübte Praxis herausgebildet hat, ist für viele andere Infektionskrankheiten kein solcher Prozess entwickelt. Auch die Reisetätigkeit in mit ganz anderen Erregern konfrontierte Weltregionen macht einen multivarianten Test für die eigene Nutzung und Abklärung weiterhin für Investoren attraktiv.
Die NRW.Bank, die Detechgene bereits seit den Gründungsjahren begleitet, wandelte in der aktuellen Runde ein bestehendes Darlehen aus dem Programm NRW.SeedCon in eine Beteiligung um und stellte zusätzlich über das Programm NRW.SeedCap weitere 400.000 Euro bereit. „Gründungen im Gesundheitsbereich brauchen nicht nur wissenschaftliche Exzellenz, sondern auch eine verlässliche Finanzierung“, sagte Vorstand Johanna Antonie Tjaden-Schulte. Für das Gründerteam um Dr. Reza Esmaillie und Robin Korfmacher ist die Runde ein wichtiger Meilenstein, um seine Technologie zur Marktreife zu bringen.
Detechgene ging aus dem Gateway Exzellenz Start-up Center der Universität zu Köln hervor und wird nun bereits als ein Beispiel für die wachsende Stärke des regionalen Life-Science-Ökosystems in Nordrhein-Westfalen gesehen. Die Landesregierung hatte vor mehreren Jahren gezielt Millionen in die Förderung von Technologietransfer und Start-up-Zentren gesteckt. Dazu wurden an allen Universitäten Exzellenz Start-up Center etabliert und gefördert, aber auch viele weitere Hochschulen, Fachhochschulen, technische Hochschulen und selbst die FernUni Hagen erhielten Geld für die bessere Unterstützung von Gründungswilligen. Für den Raum Köln-Aachen hat sich diese vorauseilende Landesförderung bereits bezahlt gemacht, um eine anschließende Bundesförderung zu ergattern: die Gateway-Initiative wurde als eine der zehn bundesweit finanzierten Start-up Factories des Bundeswirtschaftsministeriums ausgewählt.